Trickbetrug: Mohr und Palm forderten OB zu Handeln auf! Die Aachener Politik versagt!

Die Broschüre informiert über Kriminalitätsformen, denen Menschen im fortgeschrittenen Alter und bei eingeschränkter Mobilität besonders ausgesetzt sind. Ein Abschnitt in der Broschüre befasst sich mit Gefahren am Telefon, u. a. mit dem so genannten Enkeltrick, dem Betrug durch falsche Gewinnversprechen oder einer Abzockmasche per Telefon.

Die Allianz für Aachen setzt sich seit über einem Jahr für einen besseren Schutz vor Trickbetrug ein. Im März letzten Jahres beantragte die Ratsgruppe die Verteilung einer kostenlosen Info-Broschüre für ältere Menschen [1]. Die Aufklärungsbroschüre „Sicher zu Hause“ [2] der Polizeilichen Beratungsstelle sollte allen Aachener Senioren-Haushalten zugestellt werden, um über Tricks und Maschen der Betrüger zu informieren.

Damit reagierten der AfD-Ratsherr Markus Mohr und sein Ratskollege Wolfgang Palm auf die bereits seinerzeit erhöhte Gefahrenlage. Fälle, wie die einer 79-Jährigen Frau in Aachen, die durch „falsche Polizisten“ um Bargeld und Schmuck im Wert von 50.000 Euro gebracht wurde [3] oder einer 94-Jährigen Aachenerin, die durch den „Enkeltrick“ um sämtliche Ersparnisse gebracht wurde [4] erregten großes Aufsehen.

Das LKA warnte – Mohr und Palm forderten OB zu Handeln auf

Auch das Landeskriminalamt (LKA) warnte vor der zunehmenden Gefahr durch Trickbetrüger. So gab die Behörde bekannt, daß sie die Zahl der Opfer binnen eines Jahres verdoppelt habe [5]. Aufgrund der rasanten Zunahme dieses Kriminalitätstrends warben Mohr und Palm in einem persönlichen Schreiben beim Oberbürgermeister Marcel Philipp für ein „unverzügliches Handeln“ und forderten eine zeitnahe Befassung ihres Antrags im Rat [6].

Weder wurde der Allianz-Antrag bis heute in einem städtischen Gremium behandelt, noch hat sich der Oberbürgermeister zur Bitte der beiden Ratsherren geäußert. Inzwischen mochte man selbst bei der Polizei nicht mehr auf die Politik warten und ging eigenständig in die Initiative. So kündigte die Aachener Polizei vergangenen Herbst Informationsveranstaltungen zum Thema Trickbetrug an [7].

Im Juni dieses Jahres legt das NRW-Innenministerium aktuelle Zahlen vor, denen nach allein in NRW seit 2017 ein Wert von 23 Millionen Euro von Trickbetrügern erbeutet wurde [8]. Dies nahmen der AfD-Ratsherr Markus Mohr und sein Ratsherr Wolfgang Palm zum Anlaß, um den Oberbürgermeister öffentlich erneut zu einer politischen Behandlung des Themas aufzufordern [9]. Der Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) profitiere von den Stimmen der älteren Menschen, lasse sie aber beim Thema Sicherheit links liegen, kritisierte Ratsherr Mohr. Es dürfe jetzt keine Zeit mehr verloren gehen, forderte der AfD-Politiker. Auch dieser Appell verhallte folgenlos, ohne eine Reaktion des Oberbürgermeisters oder der anderen Parteien im Rat.

Lage spitzt sich zu – Aachener Politik auf Tauchstation

Indes spitzt sich die Lage immer weiter zu. Laut jüngstem Bericht der Aachener Zeitung seien im vergangenen Jahr 1.390 Trickbetrug-Delikte allein in der Städteregion angezeigt worden. Bis Ende Juni dieses Jahr seien es bereits 698 gewesen. Laut dem Kriminalhauptkommissar Alfred Wings seien die Zahlen regelrecht „explodiert“. Er gehe davon aus, daß es inklusive Dunkelziffer „mindestes doppelt so viele Fälle gibt“, zitiert ihn die AZ. Es gebe Tage, da gingen 30, 40 Anzeigen ein, was „ganze Dienststellen lähmen“ könne. Hinzu komme der erhöhte Zeitaufwand zur Opferbetreuung, die zumeist „völlig geschockt und verzweifelt“ seien. Die Polizisten-Masche mache laut Wings ungefähr 70% der Trickbetrugs-Taten aus [10].

Angesichts dieser Dimensionen sei die Untätigkeit des Oberbürgermeisters und der Ratsparteien „ein Schlag ins Gesicht der älteren Menschen in Aachen“, kritisiert Ratsherr Wolfgang Palm. „Hätte die Politik rechtzeitig reagiert, hätten zahlreiche schlimme Schicksale abgewendet werden können“, richtet Palm an die Adresse der Koalitionsparteien CDU und SPD: „Die Altparteien haben zugelassen, daß Menschen am Ende ihres Lebenswerkes gebrochen werden und alles verlieren.“ Der Oberbürgermeister habe „alle Warnsignale ignoriert“ und sich wieder „aus der Affäre gezogen, als es wirklich drauf ankam“, sagt Palm. „Klarer kann man nicht zum Ausdruck bringen, daß einem die älteren Menschen egal sind.“

Mohr und Palm halten an Initiative fest

Mohr und Palm möchten indes nicht aufgeben und halten weiter an ihrer Aufklärungs-Initiative fest. „Unser Wunsch ist es Aachen wieder sicher zu machen,“ sagt Ratsherr Markus Mohr. „Vor allem die eigenen vier Wände müssen als sicherer Rückzugsort erhalten bleiben.“ Aufklärung über die Broschüre „Sicher zu Hause“ sei laut Mohr schnell realisierbar: „Der Bezug der Broschüre ist kostenlos. Die Stadt müsste nur für die Zustellung aufkommen. Die Kosten dafür sind niedriger als das, was Trickbetrüger teilweise bereits bei einzelnen Opfern einsacken“, führt Mohr aus und betont: „Je mehr Senioren informiert sind, desto unwahrscheinlicher ist das Gelingen von künftigen Betrugsaktionen. Dadurch wird Aachen als Betätigungsfeld für Kriminelle unattraktiver.“

Quellen

[1] Hier finden Sie den Antrag der Allianz für Aachen „Trickbetrug bekämpfen“ vom 15. März 2018. [2] Hier finden Sie die Großdruckbroschüre „Sicher zu Hause“. [3] WDR 2018. Betrugsfall mit falschem Polizisten. Veröffentlicht am 16.01.2018. Aufgerufen von https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/betrug-falscher-polizist-100.html [Zugriff am 12.07.2019]. [4] Aachener Zeitung 2018. Falscher Enkel bringt 94-jährige um ihr Erspartes. Druckausgabe vom 27.02.2018. [5] Rheinische Post Online 2018. Doppelt so viele Opfer durch Enkeltrick und falsche Polizisten. Veröffentlicht 27.03.2019. Abgerufen https://rp-online.de/nrw/panorama/doppelt-so-viele-opfer-durch-enkeltrick-und-falsche-polizisten_aid-16715217 [Zugriff 12.07.2019]. [6] Lesen Sie hier das Anschreiben der beiden Ratsherren an den Oberbürgermeister vom 5. April 2018. [7] Aachener Zeitung 2018. Im Visier von Trickbetrügern: Senioren sollen sich wieder sicher fühlen. Veröffentlicht am 19.09.2019. Abgerufen: https://www.aachener-zeitung.de/lokales/eifel/im-visier-von-trickbetruegern-senioren-sollen-sich-wieder-sicher-fuehlen_aid-33115925 [12.07.2019]. [8] Rheinische Post Online 2019. Falsche Polizisten erbeuten allein in NRW 23 Millionen Euro seit 2017. Veröffentlicht 5. Juni 2019. Abgerufen: https://rp-online.de/nrw/panorama/nrw-falsche-polizisten-erbeuten-23-millionen-euro_aid-39250445 [Zugriff 12.07.2019]. [9] Schutz vor Trickbetrug: Mohr und Palm fordern OB erneut zum Handeln auf. Veröffentlicht 5. Juni 2019. Abgerufen https://www.afa.ac/schutz-vor-trickbetrug-mohr-und-palm-fordern-ob-erneut-zum-handeln-auf/ [12.07.2019]. [10] Mohne, Stephan/ Schmetz, Oliver 2019. Extrem lukrativ und nahezu ohne Risiko. Aachener Zeitung vom 12.07.2019, S. 3.